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                     Symposium Phytotherapie 
                    
                      Österr. Gesellschaft f. Phytotherapie, gemeinsam mit der Wiener internationalen Akademie für
                      Ganzheitsmedizin
                     
                    Pharmaziezentrum d. Univ.Wien, 10. und 11. November 2006 
                    
                      Die Veranstalter, ÖGPhyt und GAMED, haben sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen einer Jahrestagung
                      aktuelle Aspekte pflanzlicher Arzneimittel in der Selbstmedikation, in der Allgemeinpraxis und
                      auch in der Forschung und Klinik zu präsentieren. Nach einleitenden Worten durch die Präsidenten
                      beider Gesellschaften (in Vertretung von Prof. Marktl sprach Univ.-Prof. Gabriel für die Gamed,
                      Univ.-Doz. Pittner für die ÖGPhyt) führte Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Kubelka durch die ersten vier
                      Vorträge, die sich dem Bereich der Selbstmedikation widmeten.
                     
                    
                      Frau Univ.-Doz. DDr.
                      Ulrike Kastner
                      , Kinderärztin im St. Anna Kinderspital, berichtete über
                      
                        pflanzliche Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit
                      
                      . Die Behandlung von zwei Individuen stellt vor allem im ersten Trimenon große Anforderungen an
                      die Unbedenklichkeit von Arzneimitteln. Da es nur wenige klinische Studien und Fallberichte zu
                      teratogenen Schädigungen in dieser störanfälligen Phase der Entwicklung von Ungeborenen gibt,
                      standen vor allem traditionell verwendete Pflanzen im Vordergrund. Der Einsatz von
                      Anthrachinonderivaten sollte ebenso wie die Verwendung von reinen, unverdünnten ätherischen Ölen
                      in der Schwangerschaft gemieden werden. Vorsicht ist auch mit Zubereitungen aus Huflattich und
                      Pestwurz geboten, wenn nicht die Abwesenheit von Pyrrolizidinalkaloiden gewährleistet ist. Mit
                      alkoholischen Zubereitungen sollten werdende Mütter grundsätzlich vorsichtig umgehen, da bereits
                      ab regelmäßiger Aufnahme von 15 g Ethanol eine Beeinträchtigung der mentalen kindlichen
                      Entwicklung statistisch nachgewiesen wurde.
                     
                    
                      Unruhe oder Einschlafstörungen können gut mit Valerianae radix (Baldrianwurzel) sowie Strobuli
                      Lupuli (Hopfenzapfen) als Tee oder in fester Arzneiform (Mono- oder Kombinationspräparate)
                      behandelt werden. Inhalativ können Hopfen- oder Lavendelsäckchen für guten Schlaf sorgen. 1-4
                      Tropfen Aetheroleum Lavandulae auf ein Stück Würfelzucker aufgetropft und vor dem Schlafengehen
                      eingenommen, haben ebenfalls sedative Wirkung. Die oft auftretende Übelkeit im ersten Trimenon
                      kann mit der antiemetischen Wirkung von Ingwer gemindert werden: frischer Ingwer gerieben und
                      gekaut, als Gewürz zu den Speisen oder Ingwer in verarbeiteter Kapselform kann gewählt werden.
                     
                    
                      Kümmel (Carvi fructus), Anis (Anisi fructus) und Fenchel (Foeniculi fructus) sind nicht nur
                      Bestandteile in Milchbildungstees, sondern wirken auch gegen Meteorismen, die vor allem im dritten
                      Trimenon sehr unangenehm sein können. In der Stillperiode getrunken können die wertvollen
                      ätherischen Öle über die Muttermilch auch dem Säugling Erleichterung bringen. Essentiell ist aber,
                      dass diese Tees nicht als Flüssigkeitsersatz dienen, sie sollten nicht öfter als 3 mal täglich
                      konsumiert werden.
                     
                    
                      Füll- und Quellstoffe des Leinsamens (Lini semen), Flohsamen (Psyllii semen), Agar-Agar oder der
                      Saft der Manna-Esche (Fraxinus ornus) können gegen Obstipation eingesetzt werden. Depressiven
                      Verstimmungen kann sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt mit Hypericum
                      perforatum (Johanniskraut) begegnet werden. Zur Dammschnittpflege nach der Geburt werden Sitzbäder
                      mit Quercus cortex (Eichenrinde), Chamomillae flos (Kamillenblüten) oder Hamamelidis folium et
                      cortex (Zauberstrauchblätter und –rinde) eingesetzt. Einige bewährte Teemischungen und andere
                      supportive Maßnahmen und Tipps für Mutter und Kind rundeten den Beitrag ab.
                     
                    
                      Im Anschluss berichtete Frau Univ.-Prof. Dr.
                      Liselotte Krenn
                      vom Department für Pharmakognosie der Universität Wien über
                      
                        pflanzliche Präparate in der Gynäkologie
                      
                      . Auf die lange Tradition von Arzneipflanzen in der Frauenheilkunde weisen schon allein die Namen
                      zahlreicher Pflanzen hin: Mutterkraut (Tanaceti parthenii herba) oder Frauenmantel (Alchemillae
                      herba).
                     
                    
                      Als Vertreter der modernen Gynäkologie finden heute vor allem die Früchte des Mönchspfeffers oder
                      Keuschlamms (Vitex agnus-castus) und das Rhizom der Traubensilberkerze (Actaea racemosa, Syn.
                      Cimicifuga racemosa), welche auch in zugelassenen Arzneimitteln am Markt sind, Beachtung.
                      Mönchspfeffer wird bei der Behandlung des prämenstruellen Syndroms, bei Zyklusstörungen oder bei
                      Mastodynie verwendet. Die Traubensilberkerze kommt aus der indianischen Ethnomedizin und wird seit
                      langer Zeit in der Therapie menopausaler Beschwerden eingesetzt. Klinische Studien belegen die
                      Wirksamkeit, erste Daten zur positiven Beeinflussung der Cholesterinwerte und des
                      Knochenstoffwechsels liegen inzwischen auch vor. Erste therapeutische Effekte können nach etwa
                      zweiwöchiger Einnahme erwartet werden, die Einnahme über mehrere Zyklen (mindestens drei Monate)
                      ist empfehlenswert. Als positiv hervorgehoben werden muss die Tatsache, dass bisher keine
                      negativen Wirkungen auf das Endometrium, die Vaginalcytologie oder das Brustgewebe gefunden
                      wurden. Die in letzter Zeit berichteten Beobachtungen von lebertoxischen Effekten von
                      Cimicifuga-Präparaten dürften nicht auf A. racemosa zurückzuführen sein, viel mehr sollen hier
                      chinesische Cimicifuga-Arten der Auslöser gewesen sein.
                     
                    
                      Die in Nahrungsergänzungsmitteln verarbeiteten Pflanzen Rotklee (Trifolium pratense) und Sojabohne
                      (Glycine max) haben in unseren Breiten keine traditionelle medizinische Anwendung, ihre positiven
                      Effekte bei menopausalen Beschwerden, Osteoporose oder cardiovaskulären Erkrankungen können aber
                      aus epidemiologischen Daten abgeleitet werden.
                     
                    
                      
                        Aktuelle Pflanzliche "Wundermittel"
                      
                      standen bei Frau Univ.- Prof. Dr.
                      Sabine Glasl
                      , ebenfalls vom Department für Pharmakognosie der Universität Wien, im Mittelpunkt. Nahezu täglich
                      tauchen neue Produkte auf dem Markt auf, die als "rein pflanzlich" beworben werden und damit
                      Unbedenklichkeit vorgaukeln. In der Präsentation versuchte Prof. Glasl eine wissenschaftliche
                      Bewertung von Nutzen und Risiko einiger Dauerbrenner und Newcomer im Sektor der pflanzlichen
                      Nahrungsergänzungsmittel zu geben.
                     
                    
                      Hoodia gordonii, ein sukkulentes Gewächs aus der Familie der Seidenpflanzengewächse
                      (Asclepiadaceae), spielt bei uns zunehmend eine Rolle als Wundermittel zum Abnehmen. Wegen
                      fehlender Daten zu Inhaltsstoffen, eventuellen Wirkmechanismen und auch wegen fehlender
                      Qualitätsnormen (z.B. wird in den USA deutlich mehr "Hoodia" verkauft als aus dem Ursprungsland
                      Südafrika exportiert wird!) rät Glasl, von einer Empfehlung von Hoodia-Präparaten Abstand zu
                      nehmen. Ein Dauerbrenner ist der Fruchtsaft von Morinda citrifolia, besser bekannt als
                      "Noni-Juice". Viele der ursprünglichen Behauptungen zu Wirkstoffen und Wirksamkeit sind nach wie
                      vor nicht nachvollziehbar. Jüngst konnte gezeigt werden, dass Morinda die Angiogenese hemmen kann,
                      erste Versuche an Tumorpatienten zeigten eine symptomatische Besserung. Trotzdem, besonders auch
                      unter Berücksichtigung des Verhältnisses Preis - dokumentierter Nutzen, müssen Noni-Präparate
                      weiter kritisch bewertet werden.
                     
                    
                      Eine einzige Studie bildet die Grundlage für die Bewerbung von Zimt als Mittel zur Senkung des
                      Blutzuckerspiegels. Leider sind weder Wirkmechanismus noch die dafür relevanten Inhaltsstoffe
                      bekannt. Aus Sicherheitsgründen sollte eine Anwendung von Zimt als Antidiabetikum nur in Absprache
                      mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Pflanzliche Mittel zur Potenzsteigerung tauchen immer wieder
                      auf, besonders gut sollen Zubereitungen aus fernen Ländern wirken (z.B. Maca, Bois Bonde,
                      Catuaba). Leider kann immer wieder nachgewiesen werden, dass manche "natürlichen Viagras" in nicht
                      unbedeutender Menge synthetisches Sildenafil enthalten. Dieser ungenügende Sicherheitsaspekt
                      pflanzlicher Aphrodisiaka lässt daher von der Anwendung abraten.
                     
                    
                      Sehr interessante Aspekte zum Thema
                      
                        Misteltherapie
                      
                      aus der Onkologie kamen von Frau MR Dr. med.
                      Jutta Hellan
                      vom AKH Wien. Die Misteltherapie wird von vielen Patienten zusätzlich zur Chemo- oder
                      Strahlentherapie bevorzugt gewählt. Obwohl seit Jahrhunderten bereits als Heilpflanze eingesetzt
                      sorgt die Mistel (Viscum album) nach wie vor für Diskussionen.
                     
                    
                      Neben der unterschiedlichen Zusammensetzung je nach Wirtsbaum und saisonalen Unterschieden werden
                      die in Österreich zugelassenen Mistelpräparate auch nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt.
                      Mistelauszüge enthalten Substanzen verschiedenster Stoffgruppen, einige Präparate sind auf einen
                      definierten Gehalt an Mistellektinen standardisiert. Mistelzubereitungen wirken immunmodulierend
                      und zytotoxisch auf Tumorzellen, sie können sowohl adjuvant zu herkömmlichen Therapieansätzen als
                      auch im Rahmen der palliativen Therapie eingesetzt werden.
                     
                    
                      Dr. Hellan präsentierte alle Präparate und erklärte, nach welchen Gesichtspunkten individuell in
                      der Praxis ausgewählt werden sollte. Als mögliche Applikationsformen wurden die subkutane,
                      intratumorale, intravesikale und intrapleurale Verabreichung besprochen und einzelne Studien
                      vorgestellt.
                     
                    
                      Die vier Vorträge am Samstag Vormittag, geleitet von Prof. Marktl, widmeten sich Aspekten, die in
                      der Allgemeinpraxis relevant sind. So beleuchtete Frau Prof. Dr. med.
                      Sigrun Chrubasik
                      , Lehrbeauftragte an der Universität Freiburg und an der Faculty of Pharmacy in Sydney, das Thema
                      
                        pflanzliche Schmerzmittel bei Arthrose und Rückenschmerzen
                      
                      sehr eindrucksvoll. Pflanzliche Entzündungshemmer greifen an verschiedenen Ebenen in das
                      Entzündungsgeschehen ein und vermindern den Knorpelzerstörungsprozess. Mehrere Studien belegen die
                      Wirksamkeit der Wurzel der Teufelskralle (Harpagophyti radix), der Weidenrinde (Salicis cortex)
                      und der Schalen und Kerne der Hagebutte (Rosa canina in der Varietät ‚lito’). Traditionell
                      angewendet wird das Brennnesselkraut (Urticae herba), welches innerlich und äußerlich angewendet
                      werden kann. Im Mittelalter war die Methode der Urtikation bei Rheumapatienten üblich, bei der die
                      betreffenden Körperstellen mit frischen Brennnesseln leicht gepeitscht werden. Die durch die
                      Nesselpflanze hervorgerufenen Hautreizungen bewirken eine gesteigerte Durchblutung und bringen
                      Linderung bei rheumatischen Beschwerden.
                     
                    
                      Auch die schmerzlindernde Wirkung von Gamma-Linolensäure, zum Beispiel im Nachtkerzensamenöl, im
                      Johannisbeersamenöl oder im Boretschsamenöl enthalten, wurde in Studien nachgewiesen. Der bisher
                      stärkste pflanzliche Schmerzhemmer ist das Ethanolextrakt aus der Weidenrinde (Salicis cortex).
                     
                    
                      Bei entzündlichem Rheuma können die pflanzlichen Schmerzmittel nur additiv zum Einsparen von
                      synthetischen Arzneimitteln angewendet werden, da eine spezifische Rheumatherapie unerlässlich
                      ist. Pflanzliche Entzündungshemmer haben aber im Gegensatz zu synthetischen Schmerzmitteln
                      deutlich weniger Nebenwirkungen.
                     
                    
                      Guter Schlaf ist eine der Voraussetzungen für Wohlbefinden. Was
                      
                        Arzneipflanzen
                      
                      leisten können, wenn es zu Ein- und Durchschlafstörungen kommt, präsentierte Univ.- Prof. Dr.
                      Reinhard Länger von der AGES PharmMed in Wien. Vorteile pflanzlicher Sedativa gegenüber
                      synthetischen sind unter anderem die Nebenwirkungsarmut, die Unterstützung der natürlichen
                      Schlafstruktur, das Fehlen von Abhängigkeit und Interaktionen mit Alkohol. Die Suche nach
                      Wirkstoffen in der Baldrianwurzel ist immer noch im Gang, viel versprechende pharmakologische
                      Daten zeigen Valerensäure, Lignane und Flavonoide. Die optimale Dosierung sollte täglich 600 mg
                      Trockenextrakt betragen, es sind in Österreich zahlreiche Präparate zugelassen, die dieses
                      Kriterium erfüllen. Hopfen- und Melissenextrakte werden gerne mit Baldrian kombiniert. Nach
                      derzeitigem Wissensstand ist für die sedierende Wirkung der Melisse das ätherische Öl
                      verantwortlich, beim Hopfen waren Gesamtextrakte wirksamer als einzelne isolierte Komponenten.
                      Unter den zugelassenen Arzneimitteln sind meist flüssige Darreichungsformen geringer dosiert als
                      feste. Baldrianfreie Arzneispezialitäten enthalten durchwegs Passionsblumenextrakte. Während
                      Wirkstoffe und Wirkmechanismus noch nicht geklärt sind, hat sich die Wirksamkeit dieser Extrakte
                      in klinischen Studien sehr gut zeigen lassen. Wenn eine Teemischung rezeptiert werden soll,
                      empfahl Länger jene Mischungen, die von der Arbeitsgruppe "Teedrogen" der Österr. Ges. f.
                      Phytotherapie entwickelt wurden. Alle Rezepturen sind auf der Homepage (
                      www.phytotherapie.at
                      ) unter dem Punkt "Rezepturen" publiziert.
                     
                    
                      Herr Mag. Dr.
                      Harald Fischer
                      stellte den Wert der
                      
                        "Preiselbeeren in der Prävention von Harnwegsinfektionen"
                      
                      vor. Die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) ist wie ihre Verwandte, die amerikanische Cranberry
                      (Vaccinium macrocarpon), ein qualifiziertes Naturmittel zur Prävention von rezidivierenden
                      Harnwegsinfektionen. Preiselbeeren hemmen die Adhärenz von Bakterien (auch wenn diese bereits
                      Antibiotika-resistent sind. Dadurch können sie leichter mit dem Harn ausgeschwemmt werden. Ein
                      Wirkungs-beginn ist bei oraler Einnahme bereits nach etwa zwei Stunden festzustellen, der Abbau
                      der Wirkstoffe erfolgt in etwa 10-12 Stunden. Durch Studien gesichert ist auch die Anwendung beim
                      Auftreten leichter Symptome wie Bakteriurie, Algurie (Brennen beim Urinieren) und Pollakisurie
                      (häufiger Harndrang). Der Konsument kann aus einer Vielzahl von Präparaten beispielsweise in Form
                      von Säften, Mischsäften, Konzentraten, Tabletten, Kapseln oder Granulaten aus Extrakten wählen.
                      Die Einnahme der Mindestmenge liegt bei 50 ml reinem Saft täglich (mit Wasser verdünnt auf 250 ml)
                      oder 800 mg Standardextrakt pro Tag. Der Einsatz von Preiselbeeren oder Cranberries führt zu
                      keiner Schädigung der Darmflora oder Resistenzbildung der Bakterien, Produkte sind auch für
                      Schwangere und Kinder sowie in zuckerfreier Form auch für Diabetiker geeignet.
                     
                    
                      Dem Einsatz
                      
                        pflanzlicher Immunmodulatoren
                      
                      war der Beitrag von Univ.- Prof. Dr.
                      Rudolf Bauer
                      vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Karl-Franzens-Universität in Graz gewidmet.
                     
                    
                      Immunmodulation beschreibt ein prophylaktisches oder therapeutisches Vorgehen, bei dem
                      körpereigene Abwehr-mechanismen stimuliert bzw. supprimiert werden können. Die Einsatzbereiche
                      pflanzlicher Immunmodulatoren erstrecken sich von der Behandlung einfacher viraler Infekte über
                      die Prophylaxe opportunistischer Infektionen bei Patienten mit temporärer Immunsuppression bis hin
                      zu adjuvanter Therapie bei bakteriellen Infektionen oder malignen Tumoren. Zielzellen sind im
                      Wesentlichen die Granulozyten und Makrophagen des unspezifischen Immunsystems.
                     
                    
                      Bekannteste Vertreter stellen die Echinacea-Arten dar, von denen Echinacea purpurea, Echinacea
                      angustifolia und Echinacea pallida eingesetzt werden. Ein interessanter Ansatz zur
                      Wirkungserklärung könnte darin liegen, dass die Alkamide aus Echinacea an Cannabinoid-Rezeptoren
                      binden und so die Reaktionen im Immunsystem ausgelöst werden.
                     
                    
                      In pharmakologischen und klinischen Studien wurden die Wurzeln der aus Südafrika stammenden
                      Pflanze Pelargonium sidoides bei akuten und chronischen Infektionen des Respirationstraktes als
                      wirkungsvoll belegt. Auch pentazyklische Indolalkaloide aus der Wurzel von Uncaria tomentosa
                      beeinflussen dosisabhängig die Bildung von Zytokinen.
                     
                    
                      Die immunmodulierende Wirkung von pflanzlichen Arzneimitteln ist in Einzelfällen mit
                      Wirkungsstudien belegt. Durch weitere Überprüfungen sollen die teilweise noch fehlenden
                      Erkenntnisse zum Wirkmechanismus und zur optimalen Dosis gewonnen werden.
                     
                    
                      Nach der Generalversammlung der Österr. Gesellschaft für Phytotherapie nahm der Präsident der
                      ÖGPhyt, Univ.-Doz. Dr. Heribert Pittner, die Verleihung des mit 3000.- Euro dotierten
                      ÖGPhyt-Preises an Frau Mag. pharm.
                      Birgit Benedek
                      für ihre analytischen und pharmakologischen Arbeiten am Schafgarbenkraut vor.
                     
                    
                      Die Gewinnerin stellte in einem kurzen
                      Vortrag
                      ihre prämiierten Arbeiten vor. Achillea millefolium stellt ein morphologisch, zytogenetisch und
                      chemisch polymorphes Aggregat dar. Neben ätherischem Öl (mind. 0,2 %) und Sesquiterpenen enthält
                      die Pflanze Flavonoide und Phenolcarbonsäuren. Traditionell werden die oberirdischen Teile bei
                      krampfartigen und entzündlichen Magen-Darm-Beschwerden, als Amarum aromaticum, zur Förderung der
                      Gallensekretion und zur Wundheilung angewendet. Auch 40 Handelsmuster wurden untersucht und
                      ausgewertet.
                     
                    
                      Die vielfältigen Wirkungen der Schafgarbe sind auf das weite Spektrum an Inhaltsstoffen
                      zurückzuführen, wobei die anti-phlogistische Wirkung den Sesquiterpenen, die spasmolytische
                      Wirkung den Flavonoiden und die choleretische Wirkung den Dicaffeoylchinasäuren zugeschrieben
                      werden kann.
                     
                    
                      Der Vortrag
                      
                        Phytotherapie und Evidence Based Medicine
                      
                      von Herrn Dr. med.
                      Detmar Jobst
                      , Lehrbeauftragter an den Universitäten Bonn und Düsseldorf, führte die Wichtigkeit von Evidenz
                      und qualitativer Bewertung wissenschaftlicher Fakten vor. Evidenz umfasst neben einer genauen
                      Pflanzenbiologie auch die molekulare Struktur vieler Drogenbestandteile, die an Versuchstieren und
                      Menschen geprüften biochemischen und pharmakologischen Wirkungen sowie Wirksamkeit und
                      Nebenwirkungen.
                     
                    
                      Pflanzen als Vielstoffgemische enthalten unterschiedliche Konzentrationen an Inhaltsstoffen, je
                      nach Herkunft, Erntezeit usw.
                     
                    
                      Erst über qualitätskontrollierte pharmazeutische Verfahren können sie zu hochwertigen
                      Arzneimitteln verarbeitet werden.
                     
                    
                      Wissenschaftliches Benchmarking, die Einhaltung von Levels of Evidence and Recommendation helfen
                      bei der Orientierung von durchgeführten Studien. Als physikochemische Bestimmungsmethoden wurden
                      das Hochdruck-Flüssigkeitschromatogramm und die Dünnschichtchromatografie sowie neuere Methoden
                      wie Fluoreszenz-markierte Gene auf Gen-Chips, die die Wirkung von pflanzlichen Extrakten auf
                      Arbeitsgene humaner Zellen untersuchen lassen (Genomics und Proteomics), beschrieben. Laut
                      EU-Richtlinien müssen Arzneimittel mit vollständiger Zulassung den Anforderungen von Wirksamkeit,
                      Qualität sowie Unbedenklichkeit und Verträglichkeit gerecht werden. Je besser die
                      wissenschaftliche Datenlage ist, desto höher kann der Empfehlungsgrad in evidenzbasierten
                      Leitlinien liegen, und gesicherte Informationen können zum Patienten geleitet werden.
                     
                    
                      Die
                      Aromatherapie
                      wurde von Herrn Dr. med.
                      Wolfgang Steflitsch
                      , Lungenfacharzt der 2. Inneren Abteilung des Otto Wagner Spitals, Vorsitzender der ÖGwA und
                      Ärztlicher Leiter des HIV mobil, beleuchtet. Der Einsatz von ätherischen Ölen reicht von
                      Duftstoffen in Parfümerie, Kosmetik und Riechstoff-Industrie über Wirkstoffe in der Pharmazie,
                      "Naturwaren-Produkte" bis in die Lebensmittel-Industrie.
                     
                    
                      Die Gewinnung ätherischer Öle erfolgte früher in aufwendiger Handarbeit mittels Enfleurage. Heute
                      sind die Wasserdampfdestillation, bei der auch Hydrolate gewonnen werden, und Extraktions-methoden
                      mit flüssigen unpolaren Lösungsmitteln oder Kohlendioxid die gängigen Gewinnungs-methoden. Die
                      Prüfmethoden reichen von Gaschromatographie, Massenspektrometrie, Bestimmung von
                      Enantiomeren-Verhältnissen über physikalische Prüfungen wie die Messung des spezifischen Gewichts
                      oder des Lichtbrechungsindexes bis hin zu organoleptischen Prüfungen von Duft, Geschmack, Farbe
                      und Konsistenz.
                     
                    
                      Im klinischen Bereich können ätherische Öle als Luft-Desinfizientia eingesetzt werden, der
                      angenehme Duft mildert nebenbei auch Stressfaktoren wie "Krankenhausgeruch" oder Ängstlichkeit bei
                      den Patienten. Sie wirken sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelischen Ebene, und
                      können inhalativ (über die Riechschleimhaut) und perkutan (über Schweiß- und Talgdrüsen)
                      aufgenommen werden. Bestandteile können bereits nach 10 Minuten im Blut oder in der Ausatemluft
                      nachgewiesen werden. Als elektrochemische Signale gelangen die inhalativ aufgenommenen
                      Informationen über die Riechschleimhaut der Nase bis ins limbische System, welches eine enge
                      Verbindung zum Hypothalamus, aufweist. Von dort entfaltet sich die Wirkung auf das endokrine
                      System und das autonome Nervensystem.
                     
                    
                      Die Wirkungen ätherischer Öle sind vielfältig: beispielsweise beeinflussen ätherische Öle in
                      niedrigen Konzentrationen durch Einlagerung in die Zellmembran die Permeabilität für Ionen in die
                      Zellen. In hohen, lokal angewendeten Konzentrationen setzen sie durch unspezifische Effekte die
                      Nociception deutlich herab. Verschiedene Chemotypen von Pflanzen, Vergleiche, Fallbeispiele und
                      Rezepturen rundeten diesen Beitrag ab.
                     
                    
                      Univ.-Prof. Dr.
                      Ralf Ihl
                      , Mediziner des Alexianer Krankenhauses in Köln berichtete in seinem Beitrag
                      
                        "Ginkgo in der Demenzbehandlung"
                      
                      über pharmakologische und klinische Erfahrungen mit dem Ginkgo – Spezialextrakt EGb 761.Dieses
                      Extrakt, das in einigen in Österreich zugelassenen Arzneispezialitäten enthalten ist, verfügt über
                      antioxidative, neuroprotektive Eigenschaften und verbessert die rheologischen Eigenschaften des
                      Blutes. Einen besonderen Stellenwert in der Präsentation nahmen klinische Studien ein, an denen
                      Prof. Ihl selbst mitgewirkt hat. Die Studienergebnisse und auch die Auswertung von Metaanalysen
                      ergaben, dass Ginkgo - Extrakt EGb 761 wirksam ist bei Alzheimer - Krankheit und vaskulären
                      Demenzen. Die Wirksamkeit ist ähnlich jener von Cholinesterasehemmern. Auch eine Kombination
                      dieser Therapieansätze erscheint sinnvoll und dürfte zu mehr als nur additiven Effekten führen.
                      Darüber hinaus dürfte Ginkgo-Extrakt die Nebenwirkungen der Cholinesterasehemmer mindern.
                     
                    
                      Im letzen Plenarvortrag des Symposium referierte Frau Univ- Prof. Dr.
                      Karin Kraft
                      vom Lehrstuhl für Naturheilkunde an der Universität Rostock über
                      
                        "Aktuelles zu Hypericum"
                      
                      . Nach einer Auffrischung des Wissensstandes zu Inhaltsstoffen und möglichen Wirkungserklärungen
                      standen klinische Studien und deren Interpretation im Vordergrund. Zur Wirksamkeit von
                      Johanniskrautextrakt bei Patienten mit Depressionen wurden bisher etwa 50 kontrollierte
                      Therapiestudien und sechs Metaanalysen publiziert. Die Ergebnisse sind eher ernüchternd: Die
                      mittleren Response-Raten nach der 17-Item-Depressionsskala von Hamilton (HAMD-17) betrugen für die
                      Hypericum-Extrakte, aber auch für die zum Vergleich eingesetzten chemisch definierten,
                      synthetischen Antidepressiva zwischen 30 und 70%. Bei den Placebo-Gruppen waren es 20-50%. Diese
                      Ergebnisse sind auch in den neuesten Studien mit Johanniskrautextrakten, deren Ergebnisse
                      vorgestellt wurden, bestätigt worden. Allerdings haben in den letzten fünf Jahrzehnten auch die
                      etwa 2000 kontrollierten Therapiestudien mit chemisch definierten Antidepressiva prinzipiell immer
                      wieder ähnliche Ergebnisse erzielt.Neben dem klassischen Indikationsgebiet "Depression" zeichnen
                      sich aber darüber hinaus neue, teilweise viel versprechende Untersuchungen zum Einsatz von
                      Johanniskrautextrakt bei anderen Indi-kationen, u. a. Wechseljahrsbeschwerden und somatoformen
                      Störungen ab.
                     
                    
                      Für die Interaktionen wird in erster Linie Hyperforin verantwortlich gemacht, Extrakte mit weniger
                      als 1% Hyperforin-Anteil dürften das CYP 450-System nicht stimulieren. Da aber in der Praxis für
                      den Arzt und Apotheker der Hyperforin-Gehalt in einem Arzneimittel nicht erkennbar ist, muss mit
                      Inter-aktionen gerechnet und entsprechend reagiert werden.
                     
                    Am Nachmittag wurden parallel zur Hauptveranstaltung freie Vorträge präsentiert. 
                    
                      Univ.- Doz. Dr.
                      Harald Kritz
                      , Leiter des Lipidforums, stellte
                      
                        Grundzüge der traditionellen thailändischen Medizin
                      
                      vor. Speziell befasste sich Doz. Kritz in seinen Forschungen auch mit Momordica charantia, der
                      Bittermelone. Nachdem der leichte Blutzucker- senkende Effekt immer besser wissenschaftlich
                      abgesichert wird, stellt sich vermehrt die Frage nach Wirkstoffen und Wirkmechanismus. Versuche,
                      direkte Wirkungen einzelner Substanzen nachzuweisen, ergaben keine stichhaltigen Ergebnisse.
                      Deshalb richtet sich das Augenmerk der Forscher zunehmend auf eine mögliche Beeinflussung des
                      Fettstoffwechsels durch Momordica, als Folgeerscheinung ist dann eine Senkung des
                      Blutzuckerspiegels vorstellbar. Die Bittermelone dürfte sich daher eher zur Kontrolle des
                      Körpergewichts eignen. Da das Nebenwirkungsrisiko gering zu sein scheint, wurden im Rahmen einer
                      kleinen Studie an gesunden Probanden die Effekte von Momordica über 8 Wochen Einnahme geprüft. Es
                      konnten eine Abnahme des visceralen Fettanteils, ein Anstieg der Adiponectin-Menge,
                      antithrombotische und direkte antiatherosklerotische Wirkungen beobachtet werden, der
                      Blutzuckerspiegel blieb unbeeinflusst. Derzeit läuft eine Studie über drei Monate an einem
                      größeren Probandenkollektiv, die Ergebnisse sollen publiziert werden.
                     
                    
                      Der Einsatz
                      
                        westlicher Heilpflanzen im Sinne der TCM
                      
                      wurde vom Arzt für Allgemeinmedizin, Dr. med.
                      Anton Suntinger
                      , besprochen. In China hat die Anwendung von Kräutern wie bei uns jahrhundertelange Tradition. Die
                      Philosophie von Gesundheit und Krankheit weicht aber vom westlich anatomisch-physikalischen
                      Menschenbild ab. Basis dafür ist die Fünf-Elemente-Lehre, in der Feuer, Erde, Metall, Wasser und
                      Holz für bestimmte Grundqualitäten stehen. Qi kann annähernd mit Lebenskraft übersetzt werden und
                      "fließt" über die Energiebahnen (Meridiane) als besondere Energiequalität in unserem Körper.
                     
                    
                      YIN und YANG als polare Kräfte stehen für gegensätzliche Modalitäten, die miteinander in
                      Wechselwirkung stehen (YIN: Kälte, YANG: Wärme). Die Symptome des Qi-Mangels umfassen Müdigkeit,
                      Antriebslosigkeit, Depressionen, Konzentrationsschwäche, Blähungen und Völlegefühl, weiche Stühle,
                      Ödemneigung, Schweregefühl in den Extremitäten, Gewichtszunahme, Infektanfälligkeit und Heißhunger
                      nach Süßem. Kommen noch Kältegefühl und kalte Extremitäten dazu, spricht man von YANG-Mangel.
                     
                    
                      In der chinesischen Medizin werden Substanzen beschrieben, die eine wärmende Wirkung (das YANG
                      stärkende) oder eine kühlende (das YIN stärkende) Wirkung in unserem Körper haben. Andere
                      Substanzen wiederum stärken das Qi des Körpers oder wirken direkt auf einzelne Funktionskreise der
                      fünf Elemente, indem sie diese fördern oder schwächen, wenn zu viel von einem Element vorhanden
                      ist. Aber nicht nur chinesische Heilpflanzen eignen sich zur Wiederherstellung und
                      Aufrechterhaltung des Energieflusses im Körper, auch mit heimischen Pflanzen können ein Mangel
                      oder ein Zuviel an Energie oder Wärme/Kälte über die Funktionskreise der Organe und Gewebe
                      reguliert werden. So wirkt bei Qi- und YANG-Schwäche Engelwurz (Angelicae radix) wärmend auf alle
                      Etagen des Dreifach-Erwärmers und kann bei Milz-Qi-Mangel eingesetzt werden.
                     
                    
                      Rosmarin in Form von Rosmarini folium oder R. aetheroleum wirkt allgemein tonisierend und speziell
                      wärmend auf den mittleren und unteren Dreifach-Erwärmer. Wacholderbeeren (Juniperi fructus)
                      erwärmt hingegen den unteren und mittleren Dreifach-Erwärmer. Der Wurzelstock des Ingwers
                      (Zingiberis rhizoma) kann bei Kälte im mittleren Dreifach-Erwärmer eingesetzt werden. Als
                      Heilkräuter zur Behandlung von reiner Qi-Schwäche kommen die Bitterstoffe von Gentiana lutea
                      (Enzian) und Centaurium erythraea (Tausendgüldenkraut) in Frage, da sie allgemein tonisierend und
                      kühlend auf Magen- und Leberhitze wirken. Auch Artemisia absinthium (Wermut) wirkt allgemein
                      tonisierend und vermag Stagnationen von Qi und Blut zu lösen. Dr. Suntinger, der in seiner Praxis
                      stark mit dem traditionellen medizinischen Denken im Kärtner Alpenraum konfrontiert ist, konnte
                      große Ähnlichkeiten zwischen traditioneller Sichtweise in den Alpentälern und dem traditionellen
                      chinesischen Ansatz beobachten.
                     
                    
                      Das Aromatogramm und gezielte Behandlung urogenitaler Infektionen mit ätherischen Ölen
                      war das Thema von Frau Dr. med.
                      Gerda Dorfinger
                      aus Wien. Ätherische Öle lassen sich gut bei der Behandlung von Infektionen einsetzen, von einer
                      ungezielten, rein empirischen Therapie sollte aber Abstand genommen werden. Mit Hilfe eines
                      Aromatogramms kann die Wirksamkeit der einzelnen ätherischen Öle gegen bestimmte Keime im Labor
                      getestet werden. So kann ein gezielter, individueller Einsatz mit ausgewählten ätherischen Ölen
                      erfolgen.
                     
                    
                      In Ihrer Studie untersuchte sie die Wirksamkeit verschiedener ätherischer Öle auf unterschiedliche
                      Spezies von Bakterien und Pilzen im Bereich der Gynäkologie. Erreger aus Harn, Abstrichen und
                      Sekreten wurden kultiviert und dafür herangezogen. 11 verschiedene Öle wurden getestet und nach
                      einer Bebrütung der Keime in ihrer Wirksamkeit beurteilt. Die antibiotischen Effekte einzelner Öle
                      sind sehr unterschiedlich, gelegentlich können auch Unterschiede in der Sensitivität verschiedener
                      Stämme der gleichen Keimart festgestellt werden. Da ätherische Öle einen anderen
                      Wirkungsmechanismus als Antibiotika aufweisen, zeigen sie auch bei multiresistenten Keimen
                      Wirkungen. Durch die Erläuterung von verschiedenen Fällen von Patienten, die nach erfolglosen
                      Antibiotikabehandlungen mit ätherischen Ölen erfolgreich behandelt wurden, hatte dieser Beitrag
                      ebenfalls starken Praxis-Bezug.
                     
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