Hochleistungs-fabrik Pflanze
Jede Pflanze erzeugt aus einfachen Grundstoffen durch Biosynthese
(siehe Lexikonteil) hunderte chemische Substanzen:
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- Pvom Menschen leicht wahrnehmbare Substanzen: Geruchsstoffe,
Farbstoffe, Bitterstoffe;
- unauffällige Substanzen, die aber z. B. als
Nährstoffe wichtig sind: u. a. Stärke;
- Giftstoffe mit unterschiedlichen schädlichen
Wirkungen;
- Arzneistoffe, welche die Pflanze zur Behandlung
von Krankheiten geeignet machen.
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Pflanze und Selbstzweck
In erster Linie synthetisieren Pflanzen Stoffe aus
"Egoismus und Eigennutz". So dienen z. B. die Duftstoffe
der Blüten zumeist zur Anlockung jener Tiere, die die
Bestäubung der jeweiligen Pflanze vornehmen. So "duftet"
der vollerblühte Aronstab (Arum maculatum) nach Aas,
um "seine Bestäuber", nämlich Aasfliegen,
anzulocken. Andere Stoffe wiederum werden deshalb produziert,
um Tiere abzuschrecken, also um sich z. B. vor Insektenfraß
zu schützen.
Die Zusammensetzung des Zellsaftes bzw. das Vorliegen der
verschiedensten Pflanzeninhaltsstoffe ist nicht nur von Pflanzenart
zu Pflanzenart und von Pflanzenorgan zu Pflanzenorgan verschieden;
auch Jahres und Tageszeit, Vegetationsperiode, Bodenbeschaffenheit,
Witterung, Sonneneinstrahlung etc. üben ihren Einfluss
auf die Konzentration der jeweiligen Pflanzeninhaltsstoffe
aus.
Jede Pflanze ist für sich daher eine "Hochleistungsfabrik",
deren Potenzial die Pharmakognosten zur Herstellung von Arzneimitteln
und zur Entwicklung neuer Wirkstoffe nützen.
Stark wirksame Pflanzeninhaltsstoffe
In vielen Giftpflanzen finden wir zum Beispiel Inhaltsstoffe,
die bereits in kleinsten Mengen zu sehr starken Wirkungen
im menschlichen Organismus führen. Viele dieser Pflanzen,
wie zum Beispiel die Tollkirsche, Herbstzeitlose oder der
Mohn, beinhalten Alkaloide (Definition im Lexikonteil), die
eine ausgeprägte Wirkung auf das Nervensystem aufweisen.
Weit verbreitet sind auch herzwirksame Glykoside (z. B. im
Fingerhut, Maiglöckchen, siehe Lexikonteil), eine Vergiftung
kann bis zum Herzstillstand führen.
Früher wurden Extrakte viele dieser Pflanzen auch medizinisch
verwendet, heute gewinnt man die therapeutisch interessanten
Inhaltsstoffe in reiner Form, um sie exakt dosiert an Patienten
verabreichen zu können.
Wirkstoffe von Arzneipflanzen und Phytopharmaka
Für die vielfältigen Wirkungen von Arzneipflanzen
sind nur wenige chemische Stoffklassen verantwortlich. Innerhalb
dieser Gruppen entscheiden oft kleinste Unterschiede in der
chemischen Struktur, welche Wirkung im menschlichen Organismus
im Vordergrund steht.
Ätherische Öle
Ätherische Öle verleihen vielen Pflanzen ihren charakteristischen
Duft. Äußerlich angewendet führen sie zu einer
Anregung der Durchblutung; innerlich fördern manche die
Sekretion von Verdauungssäften (Gewürze!), andere
werden auchdurch die Lunge wieder ausgeschieden und regen
somit die Bronchialsekretion an (Husten).
Bitterstoffe
Bitterer Geschmack führt zu einer vermehrten Bildung
von Verdauungssäften. Hungergefühl stellt sich ein
(viele Aperitif-Getränke sind bitter), die Nahrung kann
besser verwertet werden.
Gerbstoffe
Sie wurden früher verwendet, um tierische Haut
zu Leder zu gerben. Medizinisch angewendet können sie
entzündetes Gewebe oberflächlich unempfindlich gegen
Bakterien machen und so Schleimhautentzündungen und Durchfälle
lindern.
Saponine
Ihre chemische Struktur verleiht ihnen seifenähnliche
Eigenschaften (sapo = lat. Seife). Abhängig von der komplizierten
chemischen Struktur können sie bei Husten (z. B. Primel,
Efeu), zur Anregung der Nierentätigkeit (z. B. Goldrute,
Hauhechel), aber auch zur Venenstärkung (Rosskastanie)
eingesetzt werden.
Schleimstoffe
Pflanzenschleime legen sich wie eine schützende Schicht
über entzündete Schleimhäute; deshalb werden
viele Pflanzen mit Schleimen zur Hustenreizlinderung eingesetzt
(z. B. Eibisch). Stark quellende Pflanzenschleime (z. B. Flohsamen)
finden auch als milde Abführmittel Anwendung.
Flavonoide
Obwohl diese gelb gefärbten Stoffe (flavus = lat.
gelb) in beinahe allen Pflanzen vorkommen, können manche
Pflanzen aufgrund entsprechender Mengen an speziellen Flavonoiden
auch therapeutisch eingesetzt werden: Weißdorn bei Herzschwäche,
Mariendistel bei Leberschäden, die Flavonoide der Kamille
wirken krampflösend, jene der Birkenblätter harntreibend.
Oft liegen mehrere dieser Stoffgruppen in einer Pflanze kombiniert
vor, die Wirkungen ergänzen einander. So ist für
die spezifische verdauungsfördernde Wirkung der Kamillenblüten
das Zusammenspiel von ätherischem Öl (entzündungshemmend)
und Flavonoiden (krampflösend) ausschlaggebend.
Definitionen der einzelnen Stoffgruppen: siehe Lexikonteil.
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